Simsen, mailen, liken

| ACE LENKRAD

Sein Smartphone am Steuer zu benutzen, kann gravierende Folgen haben. Mal ist es ein kurzes, aber energisches "Pling", mal ein markanter Pfiff oder auch eine kleine Melodie, die Menschen alles stehen und liegen und sofort zu ihrem Smartphone greifen lässt. Egal, worüber sie gerade sprachen oder was immer sie gerade machten, als das Signal ertönte – es ist unwichtig geworden. Denn das Smartphone hat sich gemeldet und signalisiert, dass eine SMS angekommen ist, eine Nachricht über einen Messenger-Dienst wie "WhatsApp", dass irgendein Freund eine Neuigkeit bei Facebook gepostet hat, dass eine neue E-Mail im Posteingang wartet oder auch, dass irgendwo auf der Welt etwas passiert ist, was dem bevorzugten Informationsportal eine Eilmeldung wert war.

Normale Handys, die in erster Linie zum Telefonieren oder SMS-Schreiben taugen, werden heute kaum noch nachgefragt. Die internettauglichen Smartphones, für die es tausende Anwendungen, sogenannte Apps, gibt, sind gewaltig auf dem Vormarsch. Laut dem Statistik-Portal Statista gibt es allein in Deutschland knapp 40 Millionen Smartphone-Nutzer – Tendenz kontinuierlich steigend. Doch die kleinen Geräte sind nicht nur praktisch, Unfallforscher betrachten sie längst mit Sorge. So sind etwa immer mehr Fußgänger unterwegs, die, statt auf ihren Weg zu achten, nur noch auf das Smartphone-Display starren und so nicht nur andere Fußgänger, sondern auch Autos und sogar Straßenbahnen übersehen. Aber es sind vor allem die Autofahrer, die zur großen Gefahr werden, wenn sie am Lenkrad simsen, liken und E-Mails nicht nur lesen, sondern auch beantworten.

Während ältere Autofahrer am Steuer vor allem telefonieren – was schlimm genug ist –, so sind es die jüngeren Autofahrer bis 35, die ihr Smartphone auch während einer Autofahrt aktiv nutzen. Das Marktforschungsinstitut Ipsos hat herausgefunden, dass jeder fünfte Deutsche während der Fahrt simst oder mailt, der weltweite Durchschnittswert liegt bei 22 Prozent. In der Gruppe der jungen Autofahrer bis 35 bekannten dagegen 34 Prozent, sofort zu ihrem Smartphone zu greifen, wenn sich piepend eine neue Nachricht ankündigt – und die dann auch zu beantworten.

Jeder vierte Unfall wird durch Ablenkung ausgelöst

"Unfallforscher gehen davon aus, dass nahezu jeder vierte Unfall auch durch Ablenkung ausgelöst wird", sagt Rainer Hillgärtner, Sprecher des ACE. "Die Ablenkung beginnt bei Smartphones, geht über Navigationsgeräte bis hin zu Multimedia-Angeboten wie Internet-Nachrichtendiensten und E-Mail-Verkehr – Experten sprechen hier von Infotainment." Auch die Polizei hat das Risikopotenzial der Smartphones erkannt und geht zunehmend dazu über, bei einem Unfall, bei dem die Ursache nicht ganz eindeutig ist, das Handy zu beschlagnahmen und auszuwerten. So kann die Polizei anhand der Anruflisten, des SMS- oder Mail-Postfachs herausfinden, ob zum Zeitpunkt des Unfalls gerade eine Nachricht herein- oder herausging – mit entsprechenden Konsequenzen für den Unfallverursacher.

Um vor allem die jungen Autofahrer auf die möglichen dramatischen Konsequenzen einer harmlosen SMS aufmerksam zu machen, wird zunehmend auf den Schockeffekt gesetzt. So kursieren bereits zahlreiche Filme, wie etwa "From one second to the next" (von einer auf die andere Sekunde) des deutschen Regisseurs Werner Herzog, im Netz. Dieser Film ist eine Auftragsarbeit mehrerer amerikanischer Mobilfunkunternehmen – und er schockt. Herzog lässt darin alle Betroffenen zu Wort kommen, die Unfallverursacher, ihre Opfer und deren Familien. So kommt zum Beispiel eine Mutter zu Wort, deren Sohn gelähmt im Rollstuhl sitzt, weil ihn eine Autofahrerin übersehen hat. Sie schrieb eine SMS mit der wichtigen Mitteilung: "Bin gerade unterwegs".

Die Verlockung, zum Handy zu greifen, ist groß, Autofahrern fällt es offensichtlich schwer, der Versuchung zu widerstehen. Das hat auch die Industrie erkannt. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas wurde daher neben allen möglichen elektronischen Spielereien auch das Gerät "DriveID" vorgestellt. Der kleine schwarze Kasten wurde bereits im Vorfeld der Messe als eine der wertvollsten Innovationen in der Kategorie "Technologie für eine bessere Welt ausgezeichnet". Über "DriveID" lässt sich die Schreib- und Telefonierfunktion eines Handys sperren. Im Gegensatz zum profanen Ausschalten bleiben andere Funktionen, wie zum Beispiel die Navigation, aktiv.

Für Azubis, Schüler und Studenten, die auf eine schnelle und günstige Pannen- & Unfallhilfe setzen möchten, gibt es das "KennenLERNangebot" des ACE: Halber Beitrag, ganze Leistung - bis zum Ende der Ausbildung.

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